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Tündern

Aus Historisches Emmerthal Wiki

Dorf an der Weser, heute zur Stadt Hameln gehörig. Bis 1852 Bestandteil der Voigtey Ohsen des Amtes Grohnde-Ohsen.


Unter dem Namen Tündirum erscheint der Ort zuerst in der Urkunde Kaiser Heinrich II. vom Jahre 1004, wodurch das Kloster Kemmade in den Reichsschutz aufgenommen wurde. Das Kloster besaß damals hier Güter. Gerichtsherr des Dorfes war der edle Herr zu Homburg. In einer Urkunde von 1294 bezeugt Ludwig zu Homburg, daß er seine Vogtei Tündern „advocata nostra in tundre“ für 100 M. Bremer Silber dem Kloster Kemnade verpfändet habe. Er verspricht in seiner Urkunde, daß er während der Pfandschaft in der Vogtei nichts ohne Antrag des Klosters vornehmen wolle; auch wird festgesetzt, daß die Strafgelder zwischen ihm, als dem Vogteiherrn und dem Kloster als Pfandinhaber geteilt werden sollten. Als im Jahre 1409 die Herzöge Bernhard und Otto das Schloss Ohsen an den Grafen Moritz von Spiegelberg verpfändeten, fügten sie auch die Vogtei zu Tündern „Vogedage to Tündern“ bei, und in Rücksicht darauf wurde die Pfandsumme zu 10.000 löth. Mark Silber bestimmt. Tündern bildete also ein eigenes Gericht und war keineswegs eine Dependance vom Schloße Ohsen.

Ein einfacher Bauer dieses Dorfes, der im Jahre 1790 starb, verdient wegen seines Unternehmungsgeistes und seiner Ausdauer eine Erwähnung. Jobst Heinrich Meier ist sein Name. Von den verschiedenen Armen der Weser, welche früher das Dorf umflossen, war im vorigen Jahrhundert noch einer übrig, der an seinem Lande vorbeiströmte. Obgleich der Weserarm solche Breite und Tiefe hatte, daß er schiffbar war, so unternahm der Bauer, es doch ganz alleine, ihn abzudämmen. Er vertraute dabei viel seiner eigenen Körperkraft, die allerdings etwas herkulisch war, denn Meier konnte 36 Himten (Hohlraummaß für Getreide) auf einer Bierleiter auf einmal tragen.

Nicht mit Pfählen, sondern mit Bäumen suchte er dem Strom das Terrain abzugewinnen, und er dämmte und kämpfte unermüdet so lange, bis sein Widersacher das Feld räumte, daß der selbe Jahrtausende wohl in Besitz gehabt, und dem Überwinder einen Platz von 3 Morgen zum Wiesenwachs überließ.

(Text entnommen aus Schlutter, Karl, Geschichte des Amtes Grohnde-Ohsen, Handschrift um 1900, veröffentlicht als Bd. 1 der Schriftenreihe des Hist. Archivs der Gemeinde Emmerthal)


Bibliographie:

Gemeinde Emmerthal (Hg.), Schlutter, Karl, Geschichte des Amtes Grohnde-Ohsen, Bd. 1 der Schriftenreihe des Hist. Archivs der Gemeinde Emmerthal, Emmerthal 2010.