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Schlacht bei Grohnde (1421): Unterschied zwischen den Versionen

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Bei der Fehde zwischen dem Bischof von Hildesheim und seinem Verbündeten Graf von Spiegelberg mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg kam es während der Belagerung der Burg Grohnde 1420-1423 am Gründonnerstag 1421 zur offenen Schlacht, hierbei fiel der Hildesheimer Domherr Herzog Albrecht von Sachsen-Lauenburg (Gedenkstein an der Grohnder Kirche)
Bei der Fehde zwischen dem Bischof von Hildesheim und seinem Verbündeten Graf von Spiegelberg mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg kam es während der Belagerung der Burg Grohnde 1420-1423 am Gründonnerstag 1421 zur offenen Schlacht, hierbei fiel der Hildesheimer Domherr Herzog Albrecht von Sachsen-Lauenburg (Gedenkstein an der Grohnder Kirche)


Schlutter schrieb darüber (um 1900):
''" Die Schlacht bei Grohnde, Erwerb des Schlosses durch die Welfen.''
''Die Eroberung des Schlosses Grohnde ist ein großer Wendepunkt in seiner Geschichte und verdient deshalb eine ausführliche Darstellung. Sie war das Resultat eines bedeutenden Krieges, den in den Jahren 1420 – 1422 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg führten. Mit ihnen waren viele Fürsten, Herren und Städte verbündet, unter denen der Herzog Schleswig, der Markgraf von Brandenburg, die Grafen von Holstein und Wernigerode und der Bischof von Halberstadt genannt werden. Ihnen gegenüber standen der kriegslustige Bischof Johann von Hildesheim und die Grafen von Spiegelberg und als deren Verbündete der Graf von Hoya und der Bischof von Münster, beide Brüder des Bischofs, ferner der Erzbischof von Bremen, der Graf von Oldenburg, die Grafen von Hohnstein und Regenstein. Die eigentliche Ursache des Krieges ist nicht völlig klar. Einige Geschichtsschreiber meinen, der Bischof von Hildesheim sei der Urheber desselben gewesen, andere dagegen sagen, als eigentliche Beteiligte seien die Grafen von Spiegelberg anzusehen. „Der Teufel habe beim Bischof einen alten Groll angeregt damit das Unglück desto größer würde“.''
''Wir glauben, daß beide, der Bischof Johann sowohl als die Grafen von Spiegelberg die Beteiligten und die Urheber waren. Der erste Zankapfel war die Herrschaft Homburg, wozu dann der Streit wegen der Hallermundschen Güter kam. Heinrich, letzter Edler Herr zu Homburg war kinderlos und hatte in einer zu Einbeck im Jahre 1400 ausgestellten Urkunde seinen Oheim, den Grafen von Spiegelberg, als den präsumtiven[1] Erben seiner Herrschaft anerkannt, und dieser hatte bereits in einigen Teilen des homburgischen Gebiets, so zu Bodenwerder im Jahre 1403, die Huldigung angenommen und nach damaliger Gewohnheit die Privilegien und Gerechtsame der Untertanen als künftiger Landesherr bestätigt. So begründet die Spiegelbergischen Rechte auf die Homburgischen Güter auch sein mussten, so überließ dennoch der Edle Herr Heinrich in Jahre 1409 gegen eine Summe von 5.600 löthigen[2] Mark und ein Jahrgeld von 200 seine ganze Herrschaft an die Herzöge von Braunschweig. Der Spiegelbergischen Rechte und Ansprüche wird in der Überlassungsurkunde auch nicht mit einer Silbe erwähnt, und in demselben Jahre stellen die Grafen von Spiegelberg sogar eine unbedingte Verpflichtung auf die Herrschaft Homburg aus. Musste es bei den Spiegelbergern nicht Böses Blut setzen, als sie bei einer so schönen Erbschaft leer ausgingen, die ihnen seit Jahren so gut wie gewiss war? Muss man nicht glauben, daß ihre Entsagung nur eine Wirkung der Furcht war, da sie ohne mächtige Verbündete den Kampf mit den Herzögen des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg nicht wagen durften.''
''Kurz darauf ereignete sich noch ein anderer Fall, der die Grafen tief verletzte. Einer desselben hatte sicher gehofft, daß seine Gemahlin oder vielmehr er selbst die Grafschaft Hallermund erben werde, da sie eine hallermundsche Erbtochter und da männlicher Erbe nicht vorhanden war. Allein Wullbrand der unverheiratete letzte Graf dieses Geschlechts, Bruder der Gräfin, der zugleich Bischof von Minden und deshalb Lehnsherr eines Teils der Grafschaft war, hatte das Erbgut dem Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg zugesandt und Spiegelberg ging abermals leer aus. So lässt sich’s erklären, daß die Grafen von Spiegelberg einen tiefen Groll gegen die Herzöge gefasst, da diese es waren, welche das gewonnen hatten, was ihnen entgangen war. Der Bischof von Hildesheim teilte diesen Verdruss, denn er hatte selbst Ansprüche an die Herrschaft Homburg gemacht, für welche er durch den Vergleich vom Jahre 1414, wie es scheint, nicht völlig befriedet worden war, und dann lehrt auch die Geschichte, daß die Hildesheimschen Bischöfe die Vergrößerung des Gebiets der Welfen stets mit Argusaugen bewachten. Wie konnte dem Bischof nun der schöne Länderzuwachs gleichgültig sein, den die Braunschweigischen Fürsten durch die Herrschaft Homburg, die Grafschaften Everstein und Hallermund erhalten hatten. Eine Veranlassung zum Ausbruch des unter der Asche längst glimmenden Feuers fand sich leicht. Es mag sein, daß diese Veranlassung darin zu suchen ist, das im Jahre 1419 die Herzöge von Braunschweig mit den Grafen von Hoya in Fehde geraten waren, als jener wegen der Wegelagerung der Burgmänner zu Thedinghausen und Langwedel einen Zug gegen den Erzbischof von Bremen unternommen hatten, wobei das Hoyaische Gebiet verletzt worden war. Als Bruder des Grafen mochte der Bischof Johann hinreichenden Vorwand haben, die Herzöge von Braunschweig anzugreifen.''
''So entbrannte denn der Kampf. Gleich der Anfang war für die Hildesheimisch-Spiegelbergische Partei unglücklich, denn sie erhielt von dem Grafen von Wernigerode und dann von dem Bischof von Halberstedt bei Osterwick eine Niederlage; der härteste und entscheidende Schlag traf sie indes bei Grohnde am grünen Donnerstag des Jahres 1421. Herzog Wilhelm von Braunschweig hatte das Schloss, worauf außer einem Grafen von Spiegelberg auch ein Ritter von Hanensen befehligte, belagert, wozu ihn sein Neffe Herzog Otto (der große, auch mit dem Beinamen von der Heide) ein Hilfscorps zuführte. Die Fürsten wollten eben einen Sturm auf die Burg unternehmen, als ein hildesheimisches Heer zum Entsatze heranrückte. Es waren viele Domherren dabei, die ihr Priester Gewand mit Eisenrüstung vertauscht hatten. Die Belagerer wandten sich so gleich gegen den anrückenden Haufen. Die Herzöge Wilhelm und Otto drangen mit ungemeiner Tapferkeit in die Reihen der Feinde ein, und man sah sie im hitzigsten Gefechte an der Spitze der ihrigen. Es war schon viel Blut geflossen, da fiel der Domherr Prinz Albert von Sachsen-Lüneburg und dies entschied sogleich die Schlacht. Denn als die Bischöfe dies sahen, entfiel ihnen gänzlich der Mut, sie räumten den Kampfplatz und die Herzöge hatten einen vollständigen Sieg errungen. Da ward, so erzählt ein Chronist in seiner eigentümlichen Weise – „da ward manchem Pfaffenknechte die Platte geschoren, daß das Blut ihm über die Ohren ran. Herzog Albrecht und der Graf von Spiegelberg wurden im Streite erschlagen, da das die anderen Pfaffenknechte sahen, graute ihnen auf die Kappen, wankten derowegen mit den Fersen und liefen was sie aus dem Leibe winnen konnten und flohen also aus dem Felde“.''
''Die Stiftsgenossen hatten viele Tote verloren und die Zahl der Gefangenen betrug über 100, der gefallene Prinz wurde auf dem Schlachtfelde beerdigt, man gab ihm Helm und Schild mit in die Gruft und setzte auf das Grab ein einfaches steinernes Monument.''
''Der Denkstein auf welchem der Herzog dargestellt wird wie er unter einem Kruzifix kniet, stehet noch im Flecken unweit des ehemaligen Tors und trägt die Inschrift (wovon aber einige Worte nicht mehr deutlich zu lesen sind): Anno domini (+) MCCCCXXI obüt Albertus dure Saxoniae in die cruc. C. assima requiseat in space.''
''Die Herzöge Wilhelm und Otto wurden wegen ihrer Tapferkeit auf der Wallstatt zu Rinteln geschlagen. Bekanntlich wurde diese Würde, die nicht durch Geburt, sondern durch Taten erworben wurde, so hoch geachtet, daß selbst Könige es für eine Ehre hielten, Ihrer teilhaftig zu werden.''
''Die Schlacht bei Grohnde ist die zweite der sieben Schlachten in welchen Herzog Wilhelm, den die Geschichtsschreiber jener Zeit den Siegreichen nennen, gesiegt hat und wovon er den Beinamen „mit den sieben Hauptschlachten“ trägt. Nach der Schlacht wurde die Belagerung fortgesetzt. Die Besatzung hielt sich indes noch bis ins folgende Jahr und entwischte heimlich aus der Burg als eine längere Verteidigung nicht möglich war. Der Krieg war mit fürchterlichen Verwüstungen begleitet. Ohne Schonung waren die schönsten Kornfelder zertreten und verdorben, ganze Horden Vieh geraubt und weggetrieben, alles Gerät des Landmanns war geplündert, und auch damit hatten sich die erbitterten Kriegsparteien nicht begnügt, sondern die Brandfackel wurde überall geschwungen und zahlreiche Dörfer loderten in hellen Flamen zum Himmel empor.''
''Traurig wandten sich die Bauern von den leeren Brandstätten hinweg und bauten sich in anderen Dörfern an. Die Geschichte führt viele Dörfer im Hildesheimischen namentlich auf, die in diesem Kriege wüste geworden sind; unweit Börry ging das Dorf Detmeringhausen unter und es ist wahrscheinlich, daß auch das verlassene Dorf Schnessel unterhalb Grohnde, vor dessen Türen die Schlacht geliefert ward, seinen Untergang in dieser Katastrophe gefunden. Es ist, als ob die kriegsführenden Häupter darauf ausgingen, die gegenseitigen Besitzungen zu verderben, weil der Ärger über den Länderumfang des Gegners den Krieg angefacht hatte.''
''Die Folgen des Krieges und insbesondere der Schlacht bei Grohnde waren wichtig. Der Erzbischof Dietrich von Cöln bemühte sich sehr einen Friedensvertrag zu vermitteln und die Herzöge von Braunschweig, des Krieges müde, willigten darein. Hildesheim und Spiegelberg mussten sich jede Bedingung gefallen lassen, da ihre Macht gebrochen war. Die Herzöge von Braunschweig behielten Grohnde und Ohsen, letzteres damals im spiegelbergischen Pfandbesitze, als Preis für die Freilassung des gefangnen Grafen Moritz d.Ä. von Spiegelberg. Ferner verblieb ihnen das Schloss Burgdorf auf der hildesheimschen Grenze, das sie während des Krieges zu Schutz und Trutz gegen den Bischof erbaut hatten. Dagegen bewilligten sie den Grafen von Spiegelberg das Schloss Hachmühlen (Corthenoten wie es damals auch genant wurde) ein Stück des Hallermundschen Nachlass, zu einigem Ersatze des erlittenen Schadens in diesen Kriege, „the hulge siner toringe“, wie ein Chronist sagt. Das Lösegeld für die übrigen zahlreichen Gefangenen, welches jedes Individuum selbst herbeischaffen musste, war sehr bedeutend."''
----[1] Das Adjektiv präsumtiv steht für „mutmaßlich“.
[2] Löthig, adj. et adv. Ein Loth enthaltend, habend, von dem Worte Loth, so fern es ein gewisses bestimmtes Gewicht bezeichnet. Besonders in den Münzen und bey den Metallarbeitern in Bestimmung der Reinigkeit der Metalle, wo das Loth als der sechzehnte Theil einer Mark angesehen wird. Sechzehenlöthiges Silber ist ganz reines unvermischtes Silber, wo die ganze Mark reines Silber ohne Zusatz ist; funfzehenlöthiges Silber, wo in der Mark nur 15 Loth sind, Ein Loth aber Zusatz ist. (Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865)"


== Bibliographie ==
== Bibliographie ==

Version vom 18. August 2025, 06:25 Uhr

Bei der Fehde zwischen dem Bischof von Hildesheim und seinem Verbündeten Graf von Spiegelberg mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg kam es während der Belagerung der Burg Grohnde 1420-1423 am Gründonnerstag 1421 zur offenen Schlacht, hierbei fiel der Hildesheimer Domherr Herzog Albrecht von Sachsen-Lauenburg (Gedenkstein an der Grohnder Kirche)


Schlutter schrieb darüber (um 1900):

" Die Schlacht bei Grohnde, Erwerb des Schlosses durch die Welfen.

Die Eroberung des Schlosses Grohnde ist ein großer Wendepunkt in seiner Geschichte und verdient deshalb eine ausführliche Darstellung. Sie war das Resultat eines bedeutenden Krieges, den in den Jahren 1420 – 1422 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg führten. Mit ihnen waren viele Fürsten, Herren und Städte verbündet, unter denen der Herzog Schleswig, der Markgraf von Brandenburg, die Grafen von Holstein und Wernigerode und der Bischof von Halberstadt genannt werden. Ihnen gegenüber standen der kriegslustige Bischof Johann von Hildesheim und die Grafen von Spiegelberg und als deren Verbündete der Graf von Hoya und der Bischof von Münster, beide Brüder des Bischofs, ferner der Erzbischof von Bremen, der Graf von Oldenburg, die Grafen von Hohnstein und Regenstein. Die eigentliche Ursache des Krieges ist nicht völlig klar. Einige Geschichtsschreiber meinen, der Bischof von Hildesheim sei der Urheber desselben gewesen, andere dagegen sagen, als eigentliche Beteiligte seien die Grafen von Spiegelberg anzusehen. „Der Teufel habe beim Bischof einen alten Groll angeregt damit das Unglück desto größer würde“.

Wir glauben, daß beide, der Bischof Johann sowohl als die Grafen von Spiegelberg die Beteiligten und die Urheber waren. Der erste Zankapfel war die Herrschaft Homburg, wozu dann der Streit wegen der Hallermundschen Güter kam. Heinrich, letzter Edler Herr zu Homburg war kinderlos und hatte in einer zu Einbeck im Jahre 1400 ausgestellten Urkunde seinen Oheim, den Grafen von Spiegelberg, als den präsumtiven[1] Erben seiner Herrschaft anerkannt, und dieser hatte bereits in einigen Teilen des homburgischen Gebiets, so zu Bodenwerder im Jahre 1403, die Huldigung angenommen und nach damaliger Gewohnheit die Privilegien und Gerechtsame der Untertanen als künftiger Landesherr bestätigt. So begründet die Spiegelbergischen Rechte auf die Homburgischen Güter auch sein mussten, so überließ dennoch der Edle Herr Heinrich in Jahre 1409 gegen eine Summe von 5.600 löthigen[2] Mark und ein Jahrgeld von 200 seine ganze Herrschaft an die Herzöge von Braunschweig. Der Spiegelbergischen Rechte und Ansprüche wird in der Überlassungsurkunde auch nicht mit einer Silbe erwähnt, und in demselben Jahre stellen die Grafen von Spiegelberg sogar eine unbedingte Verpflichtung auf die Herrschaft Homburg aus. Musste es bei den Spiegelbergern nicht Böses Blut setzen, als sie bei einer so schönen Erbschaft leer ausgingen, die ihnen seit Jahren so gut wie gewiss war? Muss man nicht glauben, daß ihre Entsagung nur eine Wirkung der Furcht war, da sie ohne mächtige Verbündete den Kampf mit den Herzögen des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg nicht wagen durften.

Kurz darauf ereignete sich noch ein anderer Fall, der die Grafen tief verletzte. Einer desselben hatte sicher gehofft, daß seine Gemahlin oder vielmehr er selbst die Grafschaft Hallermund erben werde, da sie eine hallermundsche Erbtochter und da männlicher Erbe nicht vorhanden war. Allein Wullbrand der unverheiratete letzte Graf dieses Geschlechts, Bruder der Gräfin, der zugleich Bischof von Minden und deshalb Lehnsherr eines Teils der Grafschaft war, hatte das Erbgut dem Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg zugesandt und Spiegelberg ging abermals leer aus. So lässt sich’s erklären, daß die Grafen von Spiegelberg einen tiefen Groll gegen die Herzöge gefasst, da diese es waren, welche das gewonnen hatten, was ihnen entgangen war. Der Bischof von Hildesheim teilte diesen Verdruss, denn er hatte selbst Ansprüche an die Herrschaft Homburg gemacht, für welche er durch den Vergleich vom Jahre 1414, wie es scheint, nicht völlig befriedet worden war, und dann lehrt auch die Geschichte, daß die Hildesheimschen Bischöfe die Vergrößerung des Gebiets der Welfen stets mit Argusaugen bewachten. Wie konnte dem Bischof nun der schöne Länderzuwachs gleichgültig sein, den die Braunschweigischen Fürsten durch die Herrschaft Homburg, die Grafschaften Everstein und Hallermund erhalten hatten. Eine Veranlassung zum Ausbruch des unter der Asche längst glimmenden Feuers fand sich leicht. Es mag sein, daß diese Veranlassung darin zu suchen ist, das im Jahre 1419 die Herzöge von Braunschweig mit den Grafen von Hoya in Fehde geraten waren, als jener wegen der Wegelagerung der Burgmänner zu Thedinghausen und Langwedel einen Zug gegen den Erzbischof von Bremen unternommen hatten, wobei das Hoyaische Gebiet verletzt worden war. Als Bruder des Grafen mochte der Bischof Johann hinreichenden Vorwand haben, die Herzöge von Braunschweig anzugreifen.

So entbrannte denn der Kampf. Gleich der Anfang war für die Hildesheimisch-Spiegelbergische Partei unglücklich, denn sie erhielt von dem Grafen von Wernigerode und dann von dem Bischof von Halberstedt bei Osterwick eine Niederlage; der härteste und entscheidende Schlag traf sie indes bei Grohnde am grünen Donnerstag des Jahres 1421. Herzog Wilhelm von Braunschweig hatte das Schloss, worauf außer einem Grafen von Spiegelberg auch ein Ritter von Hanensen befehligte, belagert, wozu ihn sein Neffe Herzog Otto (der große, auch mit dem Beinamen von der Heide) ein Hilfscorps zuführte. Die Fürsten wollten eben einen Sturm auf die Burg unternehmen, als ein hildesheimisches Heer zum Entsatze heranrückte. Es waren viele Domherren dabei, die ihr Priester Gewand mit Eisenrüstung vertauscht hatten. Die Belagerer wandten sich so gleich gegen den anrückenden Haufen. Die Herzöge Wilhelm und Otto drangen mit ungemeiner Tapferkeit in die Reihen der Feinde ein, und man sah sie im hitzigsten Gefechte an der Spitze der ihrigen. Es war schon viel Blut geflossen, da fiel der Domherr Prinz Albert von Sachsen-Lüneburg und dies entschied sogleich die Schlacht. Denn als die Bischöfe dies sahen, entfiel ihnen gänzlich der Mut, sie räumten den Kampfplatz und die Herzöge hatten einen vollständigen Sieg errungen. Da ward, so erzählt ein Chronist in seiner eigentümlichen Weise – „da ward manchem Pfaffenknechte die Platte geschoren, daß das Blut ihm über die Ohren ran. Herzog Albrecht und der Graf von Spiegelberg wurden im Streite erschlagen, da das die anderen Pfaffenknechte sahen, graute ihnen auf die Kappen, wankten derowegen mit den Fersen und liefen was sie aus dem Leibe winnen konnten und flohen also aus dem Felde“.

Die Stiftsgenossen hatten viele Tote verloren und die Zahl der Gefangenen betrug über 100, der gefallene Prinz wurde auf dem Schlachtfelde beerdigt, man gab ihm Helm und Schild mit in die Gruft und setzte auf das Grab ein einfaches steinernes Monument.

Der Denkstein auf welchem der Herzog dargestellt wird wie er unter einem Kruzifix kniet, stehet noch im Flecken unweit des ehemaligen Tors und trägt die Inschrift (wovon aber einige Worte nicht mehr deutlich zu lesen sind): Anno domini (+) MCCCCXXI obüt Albertus dure Saxoniae in die cruc. C. assima requiseat in space.

Die Herzöge Wilhelm und Otto wurden wegen ihrer Tapferkeit auf der Wallstatt zu Rinteln geschlagen. Bekanntlich wurde diese Würde, die nicht durch Geburt, sondern durch Taten erworben wurde, so hoch geachtet, daß selbst Könige es für eine Ehre hielten, Ihrer teilhaftig zu werden.

Die Schlacht bei Grohnde ist die zweite der sieben Schlachten in welchen Herzog Wilhelm, den die Geschichtsschreiber jener Zeit den Siegreichen nennen, gesiegt hat und wovon er den Beinamen „mit den sieben Hauptschlachten“ trägt. Nach der Schlacht wurde die Belagerung fortgesetzt. Die Besatzung hielt sich indes noch bis ins folgende Jahr und entwischte heimlich aus der Burg als eine längere Verteidigung nicht möglich war. Der Krieg war mit fürchterlichen Verwüstungen begleitet. Ohne Schonung waren die schönsten Kornfelder zertreten und verdorben, ganze Horden Vieh geraubt und weggetrieben, alles Gerät des Landmanns war geplündert, und auch damit hatten sich die erbitterten Kriegsparteien nicht begnügt, sondern die Brandfackel wurde überall geschwungen und zahlreiche Dörfer loderten in hellen Flamen zum Himmel empor.

Traurig wandten sich die Bauern von den leeren Brandstätten hinweg und bauten sich in anderen Dörfern an. Die Geschichte führt viele Dörfer im Hildesheimischen namentlich auf, die in diesem Kriege wüste geworden sind; unweit Börry ging das Dorf Detmeringhausen unter und es ist wahrscheinlich, daß auch das verlassene Dorf Schnessel unterhalb Grohnde, vor dessen Türen die Schlacht geliefert ward, seinen Untergang in dieser Katastrophe gefunden. Es ist, als ob die kriegsführenden Häupter darauf ausgingen, die gegenseitigen Besitzungen zu verderben, weil der Ärger über den Länderumfang des Gegners den Krieg angefacht hatte.

Die Folgen des Krieges und insbesondere der Schlacht bei Grohnde waren wichtig. Der Erzbischof Dietrich von Cöln bemühte sich sehr einen Friedensvertrag zu vermitteln und die Herzöge von Braunschweig, des Krieges müde, willigten darein. Hildesheim und Spiegelberg mussten sich jede Bedingung gefallen lassen, da ihre Macht gebrochen war. Die Herzöge von Braunschweig behielten Grohnde und Ohsen, letzteres damals im spiegelbergischen Pfandbesitze, als Preis für die Freilassung des gefangnen Grafen Moritz d.Ä. von Spiegelberg. Ferner verblieb ihnen das Schloss Burgdorf auf der hildesheimschen Grenze, das sie während des Krieges zu Schutz und Trutz gegen den Bischof erbaut hatten. Dagegen bewilligten sie den Grafen von Spiegelberg das Schloss Hachmühlen (Corthenoten wie es damals auch genant wurde) ein Stück des Hallermundschen Nachlass, zu einigem Ersatze des erlittenen Schadens in diesen Kriege, „the hulge siner toringe“, wie ein Chronist sagt. Das Lösegeld für die übrigen zahlreichen Gefangenen, welches jedes Individuum selbst herbeischaffen musste, war sehr bedeutend."


[1] Das Adjektiv präsumtiv steht für „mutmaßlich“.

[2] Löthig, adj. et adv. Ein Loth enthaltend, habend, von dem Worte Loth, so fern es ein gewisses bestimmtes Gewicht bezeichnet. Besonders in den Münzen und bey den Metallarbeitern in Bestimmung der Reinigkeit der Metalle, wo das Loth als der sechzehnte Theil einer Mark angesehen wird. Sechzehenlöthiges Silber ist ganz reines unvermischtes Silber, wo die ganze Mark reines Silber ohne Zusatz ist; funfzehenlöthiges Silber, wo in der Mark nur 15 Loth sind, Ein Loth aber Zusatz ist. (Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865)"

Bibliographie

  • Gemeinde Emmerthal(Hg.), Schriftenreihe des Historischen Archivs, Band 1 Geschichte des Amtes Grohnde-Ohsen S. 20 - 22
  • Fein, C.F., Anzeige vieler ohnfern Hameln vorgefallener Feldschlachten, in: Hannoverische Gelehrte Anzeigen 1750 , 1.Bd. , S. 13 - 15
  • Meissel, F., Der Kreis Hameln - Beschreibung, Geschichte und Sage, Leipzig u. Hameln, 1897
  • Norkus, J., Schlachtfelder in der Nähe von Hameln, in: DWZ v. 18.10.1975
  • http://www.suehnekreuze.eu/html/body_grohnde.html [Albertusstein / Albrechtstein zu Ehren Herzog Albert von Sachsen-Lauenburg]